Sonntag, 29. Januar 2012

Marfim benützt die Toilette

Frühjahr 2009 
Angefangen hat alles mit der Regelung, daß in der Reithalle und auf den Außenplätzen jeder Reiter, die von seinem Pferd gemisteten Knödelhaufen zu entfernen hat. Ich finde diese Regelung wirklich gut, habe sie ja vor einiger Zeit selber angeregt. Doch das Einsammeln ist mir dann doch etwas zuwieder gewesen. Gleich absteigen mitten in der Arbeitsphase .... - nein, nach dem Reiten absteigen und mit Pferd in der Hand .... - nein. Nachdem das Pferd versorgt in der Box steht - meistens vergißt man da, also nein. Deshalb habe ich mir überlegt, ob ich Marfim nicht beibringen könnte, in die Scheibtruhe, die in einer Ecke steht, zu misten.

Gesagt – getan. Ich dachte darüber nach – wie sage ich es meinem Kind – sprich Pferd. Ich wußte, daß Marfim nach ca. 10 bis 15 Minuten Schrittreiten meistens einen Haufen fallen läßt. So begann ich nach dieser Zeit mich in der Nähe einer Scheibtruhe aufzuhalten. Beim geringsten Anzeichen ritt ich zur ihr und ließ ihn riechen. Das annimiert natürlich einen Hengst noch zusätzlich zum misten. Dann drehte ihn um,  und so fielen die Knödel in die Scheibtruhe bzw. ganz nah daneben. Das Einparken war nicht ganz so einfach zu lernen, Marfim mußte wirklich Körperkontakt mit der Hinterhand am Scheibtruhenrand nehmen, um die Pferdeäpfel direkt hinein plazieren zu können. Noch dazu mußte es ganz schnell gehen, weil sonst war es zu spät zum richtigen (im wahrsten Sinne des Wortes) Treffpunkt. Zur Belohnung gab es dann natürlich ein Leckerli.
Nach ca. 2 Wochen hatte Marfim das kapiert und begann, selbständig in Richtung Scheibtruhe zu ziehen, wenn die Zeit zum misten kam. Ließ ich ihn nicht, oder übersah ich die feinen Signale, dann ließ er die Knödel da fallen, wo wir gerade waren. Ein wenig hat es gedauert, bis Marfim kapierte, daß es nicht bei jedem Misten ein Leckerli gibt. Natürlich nur dann, wenn er in die Scheibtruhe macht. Nach einiger Zeit hatte er auch das heraußen, und forderte es nur mehr fürs "aufs Clo gehen" ein. Mit der Zeit wurde das Misten in die Scheibtruhe immer ausgeprägter, was sich dann so weit entwickelte, daß Marfim auch beim Freilaufen selbständig zur Scheibtruhe geht, manchmal trifft er dabei auch direkt hinein, ansonsten knapp daneben. Auch wenn ich meinen Schatz von der Koppel hole und ohne Sattel heimreite, ihn dabei frei gewähren lasse, geht er nicht in den Stall, sondern schnurstracks in die Reithalle, um sein Geschäft zu verrichten, anschließend erst zum Stall. Auch beim anfänglichen Schrittreiten im Freien, wenn ich ihm die totale Entscheidungsfreiheit des Weges lasse, sucht er zur gegebenen Zeit die Halle auf zum misten, um darauf gleich wieder raus zu marschieren. Inzwischen bemerkte ich im Sommer 2010, daß er sogar in 5 Minuten Distanz zur Halle eigenständig umdreht, um schnurstraks die Halle aufzusuchen, um sein Geschäft zu verrichten.
In den letzten Monaten entwickelt sich das Ganze noch um eine Stufe höher. Gemistet wird anfangs eine Portion Knödel, und nach ca. 5-10 Minuten nochmals die zweite Hälfte des Knödelvorrates. Weil bei 2x misten in die Scheibtruhe gibt es 2x ein Leckerli. Ist doch klar - oder?? Da soll noch einer sagen, Pferde können nicht logisch denken!!
Noch eine kleine Episode. Eines Tages kamen wir bei unseren kleinen Streifzügen am großen Vereinsgelände gerade bei der kaum mehr benützten ehemaligen Schulhalle vorbei. Marfim bog ein und ging suchend die ganze Halle ab. Zuerst konnte ich mir nicht vorstellen, was er hier drinnen wollte. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Er suchte eine Scheibtruhe. Da in dieser Halle keine platziert war, wurde er ganz hippelig, und in seiner Not nahm er dann mit einem alten fremden Haufen vorlieb.
Mein guter Marfim!
Das Ganze löst natürlich bei Fremden totale Verwunderung aus – ein Pferd was aufs Clo geht – das haben sie noch nie gesehen. Würde mich auch interessieren, ob es noch mehr von seiner Sorte gibt. Inzwischen ist die Kunde von meinem Pferd schon bis in andere Reitställe vorgedrungen, aber erst wenn die Leute es mit eigenen Augen sehen, glauben sie es.
Ich finde, er ist ein wahrer Goldschatz, was meint ihr?





Mittwoch, 18. Januar 2012

Lost - Verirrt im Bergland Andalusiens

11. - 25.9.1985 
Endlich wieder ein Reiturlaub in Sicht! Mit meiner Freundin Annegret ging es nach Andalusien in Spanien, zu den Ausläufern der Sierra Nevada, in das Bergland oberhalb von Fuengirola. Eine ehemalige aufgelassene Postkutschenstation inmitten der Pampa, die zu einer kleinen privaten Finca - Racho Verde Club - umgebaut wurde, war unser Domizil für die nächsten 2 Wochen. Strom und Warmwasser gabs nur wenn der Generator lief, das 4Gänge-Menue war sehr einfach und die Anzahl der Gänge bestand aus der Anzahl der Beilagen. Der Swimmingpool war eiskalt und wir konnten oft tote Tiere, die hineingefallen waren, sehen. Die Pferde waren allerdings geländegängig, was man vom Besitzer und Vorreiter nicht behaupten konnte. Statt unseren Ausritt pünktlich zu starten, zog er es vor, mit Bekannten einen zu heben. So wurde aus einem 10 Uhr Ritt manchmal ein 15 Uhr Ritt und statt 2x täglich nur mehr 1x täglich. Auch waren zu wenig Pferde vorhanden, sodaß nicht mal jeder ein Pferd hatte. Nach ein paar Tagen hatten wir die Nase voll. Wir suchten das Gespräch um unsere Vorstellungen von Reiturlaub darzulegen. Wir wollten den Rest des Urlaubs auf eigene Faust ins Gelände reiten, was uns erlaubt wurde. Nach einigen netten kleineren Touren hatten wir Lust auf einen längeren 4 Stunden Halbtagsritt. Wir hatten diese Tour vor einigen Tagen mit Begleitung absolviert. Da ich zu Hause ja seit Jahren Ausritte leite, übernahm ich die Führung. 3 andere Reiter schlossen sich uns an. Um nicht genau den gleichen Weg nochmals zu machen wollten wir ihn in umgekehrter Richtung absolvieren. Das Wetter war prächtig und gut gelaunt ritten wir los. Nach gut 2 Stunden kamen wir zu einer Weggabelung. Ich war mir nicht mehr ganz sicher ob es rechts oder links weiterging. Ich dachte mir, na die Pferde kennen sicherlich den Weg. Mit langem Zügel ließ ich mein Pferd den Weg wählen. Zielsicher schlug er eine Richtung ein. Wir ritten noch gut 1 Stunde, es ging immer höher in die Berge und schön langsam wurde mir klar - da waren wir noch nie! Ein unguten Gefühl überkam mich. Was tun? Wir waren irgendwo im Nirwana, mitten in den Bergen, weit und breit keine menschlichen Spuren in Sicht. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Kein Gedanke daran - was ist wenn .... Ich sagte meinen Mitreitern, daß ich nicht mehr wüßte wo es weitergeht. Was also jetzt tun? Ich überlegte, und bestimmte nach dem Stand der Sonne grob die Himmelsrichtung, wo ich dachte, da liegt unsere Finca, und darauf ritten wir zu. Eine weitere Stunde verging. Schön langsam meldete sich unser Magen, auch der Durst plagte uns schon sehr. Die Mittagszeit war längst vorbei. Da sah ich am Horizont, hoch oben am Berg, ein Bauernhaus mit einer großen Palme davor. Ich sagte meinen Mitreitern: Wir sind vor einigen Tagen bei einem Bauernhaus mit einer Palme vorbei gekommen. Wenn das dieses Bauernhaus ist, finde ich wieder zurück zur Finca. Wir verließen den Weg und ritten querfeldein steil den Hang hoch. Nach einigen 100 Metern stoppte unseren Querfeldeinweg eine ca. 2m hohe Felswand. Wir ritten ihr entlang, in der Hoffnung, daß sie irgendwo aufhören würde. Doch obwohl wir eine weite Strecke in beiden Richtungen absuchten, ergab sich nirgends eine weniger hohe Stelle. Es blieb uns keine Wahl. Wir mußten da rauf. Ich ließ meine klobigen Steigbügel aus, umfaßte meinen Schimmel am Hals und richtete ihn gegen die Wand in der Hoffnung, er würde die Herausforderung annehmen und richtig! Er stellte sich auf die Hinterhand und mit einem riesigen Satz sprang er nach oben. Die Hinterhand arbeitete wie wild um nicht abzurutschen. Wir schafften es!! 2 nicht so versierte Reiter stiegen ab und ließen die Pferde alleine hochklettern und kamen auf allen 4en nachgeklettert. Sie fingen die Pferde wieder ein und nach kurzer Zeit hatten wir das Bauenhaus mit der Palme erreicht. Eine Tonnenlast fiel von meinen Schultern - es war dieses besagte Haus!! Still dankte ich dem Herrgott, daß wir doch noch den Weg nach Hause gefunden hatten. Nach einer weiteren Stunde kamen wir endlich bei unserer Finca an. Dort waren wir natürlich schon längst als überfällig abgegangen und sie waren gerade dabei ein Suchkommando auszuschicken.
Ich aber konnte in Gedanken schon die Schlagzeilen lesen: Österreichische und Deutsche Reittouristen in den Bergen der Sierra Nevada verschollen! Wir hatten nochmals riesiges Glück! In Zukunft werden wir nur mehr die Wege wählen, die wir schon gut kennen. Unsere Heimat bekommt uns wieder.

Mitten in den Sierras

mit Annegret auf Achse

Auch ein flotter Galopp war mal drinn.....



..... da lacht das Herz!!