Samstag, 31. März 2012

Niederlegen vom blanken Pferderücken aus!

Freitag, 12. November 2010

Heute sollte wieder einmal ein ruhiger Tag werden. Keine Arbeit, kein Reiten im herkömlichen Sinn. Ich setzte mich auf Marfim ohne Sattel nur mit dem Pad drauf, drehte erst mal eine große Runde auf dem Reitsportgelände und ging dann in die Halle. Es war schon ca. 18 Uhr und dunkel. Dagmar kam auch rein und ritt Ronja ohne Sattel und Zaumzeug, nur mit Zügeln am Halfter. Dann kam noch Conny mit ihrem Jungen und wir ritten ziemlich lange im Schritt herum, tratschten ein wenig. Irgendwie bekam ich Lust und frage Marfim nach dem spanischen Schritt, den er ja immer sehr gerne zeigt. Pferde, die das können machen es gerne, besonders Hengste, weil es einem Imponiergehabe gleicht, die Vorderbeine bis zur waagrechten hochzunehmen und weit nach vorne zu strecken. Wichtig dabei ist nur, daß die Hinterhand schön mitkommt, sonst wird das Pferd länger und länger, und der Rücken hängt durch. Marfim kann ihn wunderbar und ich mache ihn gerne, da er den Rücken dabei schön aufwölbt. Conny begann dann mit ihrer Arbeit und ich wollte schon aufhören, dachte ich mache noch ein Kompliment. Rief es rechts ab. Da ja immer beide Seiten gymnastiziert werden wollen und jede Lektion rechts und links gleich gut funktionieren sollen, nahm ich die Gerte in die linke Hand. Gab aber keine Zügelhilfe zum Gewicht nach hinten verlagern, sondern touchierte nur sein linkes Vorderbein. Plötzlich ging Marfim - nein nicht ins Kompliment - sondern er legte sich nieder!! Das erste Mal vom Rücken aus mit einer Gertenhilfe. Ich war total baff, weil bisher konnte ich nur vom Boden aus durch Gertenklopfen am Boden das Hinlegen auslösen. An der Hand hatte ich zwar vor einigen Wochen auch durch Touchieren der Vorderbeine – ich wollte damals das Knien auslösen – das Ablegen geschafft. Ich gab ihm gleich ein Stück Karotte zur Belohnung. Dann sortierte er seine Beine und kam wieder hoch. Ich hatte ganz schön mit meinem Gleichgewicht zu kämpfen, weil ich ja ohne Sattel oben war und durch das schräge Liegen und Aufstehen kam ich ins Rutschen. Ich hing etwas seitlich wie ein Indianer auf dem Pferd und rief um Hilfe. Meine beschränkten Kräfte reichten nicht aus um mich hochzuziehen und in die Balance zu bringen. Dagmar war in der Nähe und kam, obwohl sie ihre Stute Ronja an der Hand hatte, mir zu Hilfe und schubste mich wieder aufs Pferd. Gott sei Dank! Ronja war brav und auch Marfim – keiner hatte meine Notlage ausgenützt! Marfim Du bist wirklich ein Superpferd. Anscheinend kennst Du alle meine geheimen Wünsche. Das Ablegen mit mir am Rücken ist schon eine super Sache. DANKE!!

Welches Vertrauen von beiden Seiten!


Samstag, 17. März 2012

Der verrückteste Ritt meines Lebens

November 1980
Immer wenn ich an diesen Ritt denke - es war wirklich das Verrückteste, was ich je in meinem Reiterdasein erlebt habe - schüttle ich nur den Kopf - heute würde ich so etwas nieeeee mehr machen. Dabei war ich eigentlich nur blauäugig, habe mich auch auf Werner verlassen, der diesen Ritt organisierte. Werner war ein Bekannter, den ich auf einem Reiturlaub kennen lernte. Ich wußte daß er mit seinem Pferd durch halb Europa geritten war und abenteuerliche Dinge gemacht hatte. Er war Aussteiger, früher Leiter eines großen Orchesters, und hatte sogar vom Bundespräsidenten den Titel Professor für seine Leistungen verliehen bekommen. Werner war ein ganz besonderer Mensch, sehr interessant und man konnte ewig seinen Erzählungen lauschen. Bei einem Besuch von einer Freundin und mir bei ihm beschlossen wir auf den knapp 900 m hohen Schöpfl - die höchste Erhebung im Wienerwald - in der Nähe von Neulengbach, zu reiten. Das Ganze wäre ja noch ein schöner Ausritt gewesen, wenn nicht, ja wenn nicht gerade an diesem Tag ein Schneesturm geherrscht hätte. Dieser November hatte es in sich. Tagelange Schneefälle, dazu ein sehr starker Wind. Es wurde sogar die Autobahn gesperrt, weil die Schneepflüge der weißen Pracht nicht mehr Herr wurde. Wir fuhren an diesem besagten Tag zu dem Stall. Mehrmals blieben wir trotz Spikebereifung am Weg zum Stall am Berg hängen. Das letzte Stück mußten wir zu Fuß gehen. Das Auto streikte den winterlichen Bedingungen. Renate meine Freundin verkroch sich gleich hinter dem warmen Ofen und meinte keine 10 Pferde brächten sie da mehr hervor. Ich aber war zu dieser Zeit sehr abenteuerlustig und mich konnten keine 10 Pferde davon abhalten den vorgenommenen Ritt auf den Berg mitzumachen. Wir sattelten die Pferde, die bereits tagelang im Stall standen. Im bauchhohen Schnee gings los. Die Pferde nach dem tagelangen Eingesperrtsein waren voller Elan und nahmen die Herausforderung an. Sie arbeiteten sich durch die weiße Hölle, wobei der Schnee oft bis an die Steigbügel reichte, und die Pferde sich in wilden Bocksprüngen durch die weiße Pracht kämpfte. Nach einer guten Stunde waren wir - gut eingepackt endlich nahe dem Gipfel. Dort trafen wir ein paar Wanderer, die ebenfalls das Besondere suchten. Die schauten aber nicht schlecht, als sie uns beide hoch zu Roß erblickten. Nach einer kurzen Rast, wo Werner auf mein Bitten das Foto schoß, machten wir uns auf den Rückweg. Werner ganz und gar nicht Kavalier ritt einfach los und galoppierte davon - und das bergab. Mein Vierbeiner wollte natürlich nach und ich klammerte mich nur noch an - bergab und galoppieren - das hatte ich noch nie gemacht! Es kam wie es kommen mußte: Mein Pferd stolperte, ging vorne in die Knie und ich flog in hohem Bogen in den metertiefen Schnee. Dort lag ich dann wie ein Maikäfer auf dem Rücken und konnte mich beim besten Willen nicht mehr bewegen, geschweige befreien. Ca. 1 Meter über mir war die Schneegrenze. Weich war ich jedenfalls gefallen und nichts tat mir weh. Das Pferd aber war weg. Als Werner bemerkte, daß ich nicht mehr auf dem Rücken meines Pferdes saß, als dieses an ihm vorbeischoß, schwante ihm so einiges. Er drehte um und fand mich nach einigem Suchen in meiner mißlichen Lage. Er stieg ab und befreite mich aus meinem weißen Loch, half mir auf die Beine. Was weiter? Den weiten Weg zu Fuß im hohen Schnee - das ist nichts für Christine. Also half er mir auf die Kruppe seines Pferdes und wir ritten zu zweit - diesmal im Schritt los. Ich beschwörte ihn, ja nicht auf die Idee zu kommen und loszutraben oder -galoppieren. Nach einigen Minuten ein schrilles Wiehern - mein Pferd kam zurück. Es hatte anscheinend gemerkt, daß der Weg doch sehr weit alleine nach Hause war und suchte seinen Kumpel - Gott sei Dank. Es ließ sich sogar wieder einfangen und ich hatte meinen eigenen Untersatz wieder. Ich war froh wieder im eigenen Sattel zu sitzen und wir ritten gesittet, wie es sich gehört, nach Hause. Dort angekommen war ich total durchfroren und bei einem großen Häferl Tee mit Schnaps belebte ich meine fast eingefrorenen Glieder. Renate ließ sich unser Abenteuer bis ins kleinste Detail erzählen, und war dabei heilfroh sicher beim warmen Ofen auf uns gewartet zu haben. Ich aber hatte auch meine Lektion gelernt. Nie wieder mit einem Geländevollprofi bei Schnee und Sturm mit einem unbekannten Pferd auf den Berg. Prost-Mahlzeit!

Am Gipfel des Schöpfls

Donnerstag, 8. März 2012

Verlassen unter den Sternen Andalusiens

2. - 16.9.1988
Urlaub mit Pferden, welche Freude, noch dazu in El Rocio, einer der Pferdehochburgen Andalusiens. Wer kennt nicht die berühmte Wallfahrt von El Rocio zu Pfingsten, bei der eine Million Pilger und Tausende Pferde aus allen Teilen Spaniens und dem Ausland anreisen, um der Jungfrau Maria zu huldigen. Mit meiner Freundin und Stallkollegin Regina L. wollte ich auf diesen Spuren wandeln. Auf rassigen PRE´s und Andalusiern die Gebiete der Coto Donana erkundigen, auf endlosen Sandwegen, durch Pinienwälder dem Sonnenuntergang entgegen galoppieren. Wir wohnten direkt im Ort in einem der Häuser, die alle im Hinterhof den Pferdestall dabei haben. Der Ort selbst erinnert etwas an ein Westerndorf, überall vor den Häusern und Gaststätten Balken zum Pferdeanbinden, der Sandboden ist nirgends asphaltiert, ein riesiger Reitplatz also. Eine Schweizerin lebte dort, arbeitete mit dem Reisebüro zusammen und bot Reitferien an. Als Besonderheit warb sie mit 2-Tagesritten mit Übernachtung im Freien. Das wollten wir mal erleben! Regina und ich, die wir aus der Zivilisation kommen, wollten mal erfahren, was es heißt ohne schützendes Dach und warmem Bett die Nacht zu verbringen, noch dazu mit den Pferden. Leider stellte sich vor Ort heraus, daß die guten Dame ihr Katalogversprechen nicht halten konnte. Doch wir beide ließen nicht locker und erklärten ihr, daß genau dieser Ritt der Ausschlag war, bei ihr unseren Urlaub gebucht zu haben, und sie den uns ermöglichen solle. So vermittelte sie uns doch noch bei einem anderen Reitbetrieb diesen 2 Tagesritt. Was wir aber zu diesem Zeitpunkt nicht wußten war, daß das Ganze kein reelles Unterfangen war.
Ein weiterer Gast, ein älterer Herr aus der Schweiz, Regina und ich wurden zu dem besagten Hof gebracht, um dort unseren 2Tages-Ritt zu starten. Gleich zu Beginn wunderten wir uns schon über die Pferdezuteilung. Regina bekam einen 3jährigen Hengst, im nachhinein erfuhren wir, daß der das 1. Mal bei so einer Tour dabei war. Das Pferd des Schweizers war eine Stute, unser Führer und ich hatten einen Wallach. Mein Pferd wurde mit einem geflickten, mit Schnüren notdürftig reparierten, kaputten Sattel versehen, bereits nach 5 Minuten mußte ich reklamieren, da ich darauf Schmerzen beim Sitzen bekam. Erst als ich ganz vehement erklärte da nie und nimmer 2 Tage drauf sitzen zu können, drehten wir um und ich bekam genau das Gegenteil. Ein funkelnagelneuer Sattel - der natürlich noch nicht eingeritten war, und wer schon mal auf einem spanischen Vaquerosattel saß weiß genau, daß die erst nach einiger Zeit bequem werden, wenn sie "eingesessen" waren. Nagelneu ziemlich unbequem. Doch aber besser als der verschlissene.
Wir befestigten unser ganzes Gepäck so gut es ging an den Sätteln, Schlafsäcke, Utensilien, die man so in der Pampa braucht, Essen und Getränke. So ritten wir los und im Schritt gings durch die Gegend. Der junge Hengst gebärdete sich oftmals etwas heftig - kein Wunder - war doch alles neu für ihn. Ich war nur heilfroh einen ruhigen sanften Wallach bekommen zu haben. Wunderschöne Galoppstrecken wurden nur im Schritt zurückgelegt. Etwas enttäuscht machten wir dann Rast und stärkten uns an den mitgebrachten Vorräten. Am Nachmittag dasselbe. Im Schritt, 1x eine kurze Trabstrecke, die Gegend hätte mehr hergegeben. Gegen Abend begann unser Führer einen Schlafplatz zu suchen. Verwundert blickten wir uns an, er hatte nicht mal einen Plan, wo das sein sollte. 2x drehten wir um und ritten weiter. Endlich fand er eine Stelle, die als Nachtlager taugte. Ein kleiner Bach mit grünem Gras bot den Pferden Futter und Wasser. Er spannte ein Seil von Baum zu Baum von einem Ufer zum anderen. Die Pferde wurden abgesattelt und aufgehalftert. Mit einem Strick wurden sie dann an dieses Seil mit einem Karabiner angehängt, sodaß sie über den Bach hin und hergehen konnten. Wir suchten uns einen Platz wo wir unsere Unterlagen und Schlafsäcke ausbreiteten. Dann ein Telefonat unseres Führers und nach einiger Zeit kam ein Geländewagen und wir trauten unseren Augen kaum - unser Führer ließ sich abholen und ließ uns 3 mit den 4 Pferden mutterseelen alleine. Auf unsere Frage, was er sich dabei denke uns hier in der Pampa alleine zu lassen bekamen wir nur die Antwort: morgen um 10 bin ich wieder da. Wir waren so verblüfft, daß wir nicht reagieren konnten. Husch, husch war er weg. So haben wir uns das aber nicht vorgestellt!
Wir packten unser Essen aus und setzten uns gemütlich zusammen. Plauderten etwas. Der junge Hengst bekam, nachdem er anscheinend satt gefressen war, plötzlich Paschaallüren und besprang die Stute, die aber gar nicht damit einverstanden war. Ein Tumult, der sich nicht legen wollte. So sagte ich zu Regina sie müsse den Hengst einzeln an einem Baum anbinden, da sonst womöglich etwas passieren würde. Na so ganz glücklich war der Kleine nicht damit, aber was half es. Die Ruhe bei den Pferden war wieder eingekehrt.
Als es dämmrig wurde packte unser männliche Schweizer "Beschützer" plötzlich seine Sachen, wünschte uns eine gute Nacht und verschwand!!!! Wir waren baff! Jetzt waren Regina und ich wirklich alleine in der Weite der spanischen Natur. Alleine mit 4 Pferden und dem Gedanken - na wir wollten ja mal erleben wie das so ist unterm Sternenzelt. Wir rollten unsere Schlafsäcke direkt am Weg entlang vom Bach aus. Einen besseren Platz bei den Pferden gab es nicht, und die wollten und konnten wir nicht alleine lassen. Das einzig Ungute war, sollte sich ein Pferd losreißen war es der einzige mögliche Weg wo es laufen konnte - sprich wir würden unter die Hufe kommen. Wir lagen also in unseren Schlafsäcken, den Geräuschen der Natur lauschend.
Als die Nacht hereinbrach und man nicht mehr die Hand vor den Augen sehen konnte glaubte der junge Hengst, daß er jetzt ganz alleine wäre. Und was tut so ein Pferd, das seine Kumpels nicht mehr sieht? Er beginnt sie ganz verzweifelt zu rufen. TOLL!! Alle 5 Minuten ein schrilles Wiehern nach Seinesgleichen. Wir schrien und schimpften, aber nach 5 Minuten das gleiche Theater. So verbrachten wir die ganze Nacht. Kaum etwas eingeschlafen - der Weckruf. Außerdem lauschten wir nach Hufgetrappel von eventuell frei gewordenen Pferden, es könnte ja sein, daß die durch das klägliche Wiehern Ambitionen entwickeln, um ihrem Kumpel beizustehen. So hatten wir uns das spanische Abenteuer nicht vorgestellt. Als endlich der Morgen graute, uns alles wehtat vom Liegen am harten Boden, wußten wir: für die unendliche Freiheit sind wir nicht geschaffen. Wir waren aber trotzdem stolz die Herausforderung gut gemeistert zu haben. Zum Frühstück vertilgten wir die letzten Reste und schau-schau unser toller Schweizer Begleiter tauchte auch wieder auf, der erzählte nur, daß ihn seine Wanderung nach einem ruhigen Schlafplatz ziemlich weit von uns entfernt hatte.
So gegen 1/2 11 Uhr tauchte auch wieder unser Führer auf und brachte Kraftfutter für die Pferde mit. Unsere Erlebnisse interessierten ihn herzlich wenig. Der Heimritt dauert nicht mal 3 Stunden, er hatte uns einfach nur im Kreis geführt, wie wir dann festgestellt haben. Der ganze Ritt beinhaltete keinen Galopp und war fast für Nichtreiter machbar, naja ein richtiger Touristennepp halt.
Im Nachhinein gesehen haben wir aber unsere persönliche Erfahrung in nicht alltäglicher Situation gemacht, gelernt für die Zukunft haben wir auch, sich vorher noch besser zu erkundigen, was angeboten und wie es umgesetzt wird.


Bereit zum Abenteuer
Unterwegs in den Weiten Andalusiens

Unser Nachtlager mit Abendessen