Freitag, 2.
September 2005
Marfims Koppel ist gleich anschließend an Sonnys Koppel, der auch Hengst ist. Zwischen den beiden Koppeln ist ein ca. 1m breiter Zwischengang, sodaß die zwei nicht zusammen kommen können. Das wäre eine Katastrophe, wenn die zwei Hengste aufeinander treffen würden. Beide Deckhengste, beide starke Persönlichkeiten.
Als die
Koppeln gebaut wurden, gingen die Stangen aus. So wurden an einer Stelle
zum Zwischengang statt einer Stange ein alter Feuerwehrschlauch angenagelt. Mir war das gar nicht
recht, weil diese Schläuche leicht durchhängen und etwas nachgeben. Nicht so
fest wie eine Holzstange. Aber meine Bedenken wurden vom Vorstand des Vereines
als nichtig abgetan. An diesem besagen Freitag passierte das, was ich
eigentlich vorhergesehen hatte.
Marfim
kletterte zwischen oberster Holzstange und mittlerem Schlauch durch, um zu
seinem Kontrahenden zu gelangen. Das hätte er besser bleiben lassen, da er die
weitaus schlechteren Karten hatte. Der Kampf ging los. Sonny hatte ja volle
Bewegungsfreiheit, um seine Angriffe tätigen zu können. Marfim war wie im
Zwangsstand eingesperrt und konnte sich kaum wehren. So sah er dann auch aus.
36 gezählte Bisswunden am ganzen Körper, viele davon am Hals und Schulter, die
blutig waren – er sah aus wie ein Fleckerlteppich – gegen 7 Bisse, die er Sonny,der ja frei war,
trotz Eingekeiltsein beibringen konnte. Niemand war dabei, niemand hat was mitbekommen, niemand reagiert. Aber ich kann mir
schon vorstellen, daß mächtiges Geschrei und Geraufe statt fand. Als Jaro, der Stallbursche endlich
nach dem Rechten sah, konnte er anfangs Marfim gar nicht helfen und aus seiner misslichen Lage befreien. Er mußte erst
Werkzeug holen, um das Ende des schmalen Verbindungsganges aufzubrechen, um
Marfim rauszuführen. Zurückklettern war nicht möglich. Na ja, er hat es
mit vielen Schrammen aber ohne schwere Verletzungen überlebt, aber ich möchte nicht nochmals in die Situation kommen, daß beide
Hengste aufeinander treffen.
Ein paar
Tage später kam Trixi, die mit Pferden kommunizieren kann, um Marfim zu interviewen. Ich wollte eigentlich wissen,
warum er das getan hatte, in den Verbindungsgang zu klettern. Folgendes
Interwie kam dabei raus.
Hallo!
Ja ich
habe gekämpft, sehr sogar, so richtig stark (am 2.9.), fühl mich aber
nicht gut danach. Heute schon besser. Heute bin ich schon wieder
schöner, meinte er dann.
Wollte ein Mann sein, stark sein. Der andere hat gesagt - ich bin
mickrig, etwas. Nein, Spaß
beiseite. Mir ist es einfach mal durchgegangen, wollte ein starker
Hengst sein, kann schon mal passieren. War
ganz einfach, durch die Löcher durchzusteigen. Habe es mir lange genug
angeschaut.
Habe das einfach mal gebraucht, um wieder loslassen zu können und zu
lernen, daß
Herz und Verstand wichtiger sind, als ein Macho zu sein. Fühl mal, war
angesagt,
mich dem Kampf zu stellen und zu sein wie andere. Hat mir nichts
gebracht außer
Schmerzen. So ist es nun einmal. Kämpfen, schön und gut, bringt es was
oder
nicht, es bringt gar nichts, überhaupt nichts. Anstatt den Sonnenschein
und den
Duft der Erde zu spüren, zu leben. Eigentlich wollte ich beides, einfach
Freiheit und mich dem anderen stellen, (Er hat die Vorstellung, er tut
mal kurz dem
Anderen sagen, wer der Stärkere ist) und dann weitergehen, und
wegzugehen.
Hat nicht funktioniert. Werde jetzt brav sein. Aber ein anderer Nachbar
wäre
mir lieber. Kein Hengst. Manchmal steigt einem dann doch die Energie in
den
Kopf. Ich möchte das eh nicht mehr, aber man kann nie wissen. Im Prinzip
lerne
ich gut was das Göttliche betrifft, aber die Energie richtet sich im
Moment
mehr nach den irdischen Kämpfen wie besser sein, stärker sein, alles
können.
Und so kann es auch jemanden wie mich erwischen, ist halt ansteckend.
Dir ist es ja
auch so gegangen. Wir müssen tatsächlich lernen, uns aus diesen
Versuchungen
raus zu halten. Aber leichter gesagt als getan, wenn es da so frech vor
deiner
Nase herum wedelt. Sag ihr, sie unterstützt mich, wenn sie wieder feiner
wird. Dann geht es auch mir
leichter. Paßt auf was ihr tut, paßt auf was ihr denkt. Geht an den
Fallstricken der Macht „der Stärkere siegt“ vorbei, hört auf euer Herz,
laßt
die Herzen sprechen, damit die Erde wieder ruhiger wird, sie bebt sonst.
Starke
Schmerzen im Hufbein rechts hinten, lahme zwar nicht wirklich, könnte
noch was
rauskommen. Kummer ade, ich werde wieder. Unterstützt mich, daß ich mich
nicht
mehr in Versuchung führen lasse. Möchte ein guter Mann mit Herz sein.
Kein Boß,
sondern Herz und Hirn im Einklang leben. Vielleicht mal eine nette
Stute, aber
nicht wirklich nötig, aber dann nur eine schöne sanfte, so wie ich es
bin und
eine Seele, sie sich dann wirklich um das Fohlen kümmert. Aber nicht zu
oft,
damit ich mehr in die Liebe und Nähe gehe. Bussi drauf. Das war ein
Kampf!
Stier ade. (Aus seinem früheren Leben als Stierkampfpferd). Rein ins
kuscheln, packt Eure Hörner weg. Sagt: ich lasse los und
genieße. Bis bald, Bussi, ade. Bin Kummer gewohnt, aber es heilt eh
alles wieder (wie bei seinen früheren
Verletzungen). Bin stark und auch zuversichtlich.
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Blick auf Sonnys Koppel. Wo ist ER? |
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Ah ja, da ist er auf der anderen Seite! |
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Dem muß ich mal ein richtiges Schulterherein zeigen! |
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Bin ich nicht ein toller Hengst? |
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Und noch ein rasanter Galopp zum Angeben! |