Freitag, 15. Februar 2013

Im Nachhinein weiß man warum - Die Geschichte von Atrevido

Februar bis Mai 2008 

Im Februar 2008 begleitete ich meine Grazer Freunde auf eine Pferdetour in Portugal. Ich liebe dieses Land und nützte diese Gelegenheit die wundervollen Pferde - die Lusitanos - zu besuchen. Aber auch die herzlichen Leute, das gute Essen, der wunderbare Wein..... Nicht zu vergessen, das milde Klima und wenn wir bei uns mit der Kälte und Schnee auf den Straßen, Gehsteigen und sonst überall plagen, zu dieser Zeit blüht in Portugal alles und der Frühling hat Einzug gehalten.
Auf unserer Reise bei den verschiedenen Züchtern machten wir bei Paulo Fernandes einem lieben Freund Station. Die Junghengste wurden uns vorgestellt und ein kleiner 3jähriger weckte meine Aufmerksamkeit, sodaß ich Fotos und ein Kurzvideo von ihm machte. Da ich selber sehr klein bin interessieren mich naturgemäß Pferde, die von der Größe auch eher klein geraten sind. Noch dazu bewegte sich dieser Jungspund mit bemerkenswerter Manier. Damit war es aber auch schon vorbei, der nächste Youngster wurde uns vorgeführt.




Wieder zu Hause bearbeitete ich das Foto- und Filmmaterial und ich war fasziniert von diesem kleinen Lusitano. Atrevido hieß er, den Namen habe ich von meinen Grazern erfahren. Ich mußte immer wieder an ihn denken und er spuckte als Nachwuchspferd zu meinem Marfim in meinem Kopf herum. Also rief ich den Züchter Paulo an und fragte nach, ob er noch zu kaufen wäre. JA - mir wurde warm ums Herz. Kurz entschlossen - so gar nicht meine Art - wechselte er in meinem Besitz. Mit Herzklopfen wurde mir bewußt was passiert war. Eigentlich konnte ich mir ein 2. Pferd nicht leisten, eigentlich kann ich mit einem rohen Pferd nichts anfangen, eigentlich habe ich weder Zeit noch Energie, um mich um ein 2. Pferd zu kümmern. Aber wie es oft im Leben kommt, man tut Dinge, die nicht vom Verstand aus gesteuert werden.

Nun begann das Intermezzo mit Atrevido!

Atrevido in Portugal
Sehr gute Bewegungen zeichnen ihn aus und .....



..... er bewegt sich mit viel Charme


Von einer Bekannten ließ ich ein Pferdeinterview machen und u.a. war darin ganz deutlich die Rede vom großen berühmten Mann in Österreich, der für Atrevido eine große Rolle spielte. Was das bedeutete erfuhr ich später.

Anfang Mai passierten dann die merkwürdigsten Dinge. Angefangen, daß der Transporteur mir das Pferd an meine Wohnadresse zustellte, obwohl ich die Stalladresse angegeben hatte. Ich bekam ganz große Augen, als es an meiner Türe läutete und ein unbekannter Mann mir sagte er wäre mit meinem Pferd da. Ich muß dazu noch sagen, daß ich in Zentrumslage mitten in einer 200.000 EW-Stadt wohne. Vielleicht sollte ich ihn auf meiner Dachterasse unterbringen?

Also geschwind in mein Auto und dem riesigen Truck, der ganz cool auf einer der Hauptverkehrsstrassen auf der ersten Fahrbahn geparkt hatte, vorgefahren um ihm zum 15 km entfernten Stall zu lotsen. Gott sei Dank hatte ich einen Platz in einem Stall am Land gefunden, wo es riesige Weiden und Leute mit Jungpferdeerfahrung gab.
Zum Eingewöhnen kam er auf ein Paddock, wo er aber so gar nicht alleine bleiben wollte. 
Alleine auf dem Paddock

Wo sind die anderen?

Betrachten den Neuankömmling

Das Gras in Österreich schmeckt aber gut

So wurde er am nächsten Tag gleich in die Herde integriert. Am Abend kamen die Pferde in die Boxen, wo ich versuchte ihn an mich zugewöhnen, ihn zu putzen und zu streicheln. 

Von Tag zu Tag wurde es immer schwieriger ihn einzufangen, was schon bis 2 Stunden dauerte, trotz Professionellem Umgang. Jedes Mal wenn ich zu Atrevido kam, zeigte er mir immer deutlicher, daß er von mir so gar nichts hielt. Ich gebe ja zu, daß ich Null Jungpferdeerfahrung hatte, aber ansonsten war ich doch sehr versiert im Umgang mit Pferden.
Ist er anfangs noch zu mir gekommen, um sich eine Karotte abzuholen und ließ er sich kraulen, wurden die Momente immer seltener, bis er gar nicht mehr kam und schlußendlich sogar in meiner Richtung ausschlug. In der Box wurde er auch unwilliger und mir wurde langsam klar - Wir sind nicht füreinander bestimmt.

Nach einigen weiteren Tagen ließ er sich überhaupt nicht mehr einfangen, und so wurde er mit 2 anderen alten Pferden auch in der Nacht auf der Koppel gelassen.  Gelang es doch ihn einzufangen, riß er sich trotz Kette los, verletzte sich dabei.

Nach 2 Wochen war mir absolut klar, daß ich ihn wieder verkaufen werde. 

Kerstin Brain war auf der Suche nach kleinen Lusitanos für ihre Showauftritte. Da erfuhr sie von Atrevido, besuchte ihn mit Lorenzo ihrem damaligen Freund und
war gleich verliebt in ihn. So wechselte Atrevido ganz schnell seinen Besitzer. Kerstin kam gut mit ihm zurecht und nach einiger Zeit probierte ihn Lorenzo für seine Show aus. Was soll ich sagen, Atrevido wußte was er wollte, er wollte nicht Dressurpferd bei einer kleinen Lady werden sondern er wollte ins Rampenlicht der großen Shows - und landete beim großen berühmten Mann in Österreich. Ich konnte ihn dann bei einer seiner Auftritte besuchen, streichelte ihn sanft über den Hals und war sehr zufrieden, seine Weichen gestellt zu haben und sein Vermittler gewesen zu sein. Hätte ich Atrevido nicht nach Österreich geholt, wer weiß wo er gelandet wäre. ganz sicher nicht bei seinem großen berühmten Mann.

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