Donnerstag, 26. April 2012

Das war eine tolle Show, danke Marfim

Freitag, 20. April 2012
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Wie jedes Jahr hatte mich auch heuer das Pferdesporthaus Krämer kontaktiert und um einen Showauftritt gebeten. Gerne sagte ich zu. Ursprünglich hätten Conny mit ihrem Painthengst Sonny und ich mit Marfim ein Pas de deux reiten sollen. Krankheitsbedingt musste Conny 2 Tage vorm Auftritt absagen. Da stand ich nun alleine da. Kein Soloprogramm, keine Musik, keinen Text. In einer Mitternächtlichen Aktion schrieb ich einen neuen Text, und suchte mir eine Musik, die, wie ich weiß, Marfim kennt und liebt – spanische Musik aus der Reitschule in Jerez. Ein neues Programm einzustudieren war die Zeit zu kurz. Also musste ich improvisieren. So im Groben hatte ich im Kopf was ich reiten wollte. Erschwerend kommt noch dazu dass der Reitplatz nur 14 x 25 m groß ist, dazu knochenhart. Nicht gerade optimal für meinen, mit seinen 19 Jahren nicht mehr ganz taufrischen Lusitanohengst Marfim. Noch dazu liegt der Platz direkt an einer der größten Bundesstraßen Österreichs, der B1, nur ein 50 cm schmaler Grünstreifen dazwischen, das heißt wenn ich an der langen Seite an der Straße reite rauschen die LKW´s und Autos in 1 m Entfernung an mir vorbei. Nur ein Seil ist gespannt, um optisch den Reitplatz abzugrenzen. Gut dass Marfim Stierkampfpferd war und Rummel gewöhnt ist. Er ignoriert den Verkehr einfach.
Beim Warmreiten musste er sich erst an den harten Boden gewöhnen, doch dann gings ganz gut. Um 17 Uhr begann unser Auftritt.
Im Spanischen Schritt
Im spanischen Schritt ritt ich ein, genau im Takt zur Musik. Nach der Grußaufstellung gleich Schrittpirouette und Traversalen, Schulterherein, Kruppeherein, zick-zack-Traversale, Pirouette. Die Musik wurde kräftiger und Marfims Körper begann zu vibrieren. Ich spürte seine Kraft, seinen Willen und das Verlangen endlich loszulegen. Die Musik – ruhig und tragend – das passte perfekt zur Passage, also begannen wir gleich mit einem Highlight. 
In der Passage
Schulterherein im Trab
Beim Trab Schulterherein schnaubte Marfim ein paar Mal kräftig ab, mein Bester, das ist gut. Wir zeigten alle Seitengänge, auch Zick-zack-Traversalen,
Traversale rechts
Piaffe


dann die erste Piaffe. Es klappte alles bestens, auch die zweite und die Pirouetten.
Mitteltrab



Im Mitteltrab schmiß er seine Beine auch wenn ich gleich wieder parieren musste, das Ende der Diagonalen kam so rasch. 


 Marfim wurde immer kerniger, da entließ ich ihn in den Galopp. Endlich durfte er seine ganze Energie ausleben, seine Sprünge gingen hoch in die Luft und zauberten ein Lächeln auf mein Gesicht.
Im Galopp.....
.....da fliegen die Beine
 Ja wie liebe ich dieses Gefühl! Mein Goldschatz tanzt unter mir, dabei reagiert er auf feinste Sitzhilfen, seine Durchlässigkeit ist super, trotz blanker Kandarre, eine kleine Drehung und er biegt in die neue Richtung. Ich führte ihn auf die Mitteltour, verkleinern bis zur Pirouette
Galopppirouette
und weils so schön ist gleich eine doppelte, das macht Spaß, raus auf den Hufschlag, die fliegenden Galoppwechsel,
Fliegender Galoppwechsel
Schulterherein, Kruppeherein und dann gleich die 3er Serienwechsel, 
3er Serienwechsel




Mittelgalopp
noch weitere Galopppirouetten. Marfim gibt sein Bestes. Seine geballte Kraft nimmt mich mit, ich könnte laut rausschreien vor Freude, Liebe durchflutet meinen Körper, Liebe zu diesem wunderbaren Pferd. Dann zeigten wir noch Manöver aus dem Stierkampf. Starker Galopp geradeaus, halbe Pirouette, fliegender Wechsel und retour. Da fliegen die Hufe, die Erde bebt.
Passage
Mit der Passage schließen wir ab. Stolz hebt Marfim seine Beine und hält sie kurz in der Luft, bevor er sie elegant am Boden aufsetzt. So könnte ich mit ihm in den Himmel schweben.
Marfim bedankt sich mit einem Kompliment.....
.....beim Publikum
Wir grüßten die Zuschauer mit Kompliment zu den 3 Seiten des Platzes, wo sie uns mit ihrem Applaus dankten. Der tolle Sprecher hat uns wirklich sehr gut präsentiert und zufrieden und stolz verließen wir beide den Platz.
Danke Marfim, Du wast einfach Spitze!!
Ich empfinde soviel Liebe und Zuneigung zu diesem tollen Pferd, das mich noch nie in einer Show allein gelassen hat, der alles gibt, und sich von seiner besten Seite präsentiert. Ich glaube auch er hat Spaß daran zu zeigen, was für ein super Kerl er ist. Und das ist er auch – danke Marfim.




















Dienstag, 17. April 2012

Homage an Marfim - Teil 1 Im Stall und beim Putzen

April 2012
Heute möchte ich mit dem 1. Teil einer Hommage an meinen wunderbaren Lusitanohengst Marfim beginnen.
Er ist ein Pferd das man nur 1x in seinem Leben bekommt, die Chemie stimmt total und unser gegenseitiger Respekt und Zuneigung kann man wirklich Liebe nennen.
Wenn ich in den Stall komme streckt er mir seinen Kopf beim Boxentürefenster entgegen und  blubbert leise zur Begrüßung. Schon dafür könnte ich ihn "abbusseln". Keiner meiner Freunde freut sie so lieb, wenn sie mich sehen.

Er zeigt mir aber auch sehr deutlich wozu er Lust hat. So kann es auch vorkommen, daß er, wenn er mich sieht sich plötzlich in der Box niederlegt, dabei genüßlich ein paar Heuhalme knabbert und mir damit zeigt, daß JETZT keine Zeit für Arbeit angesagt ist.
Dann setze ich mich mal auch zu ihm und wir geniessen beide den Frieden.

Ich öffne die Boxentüre, nehme das Halfter und Marfim hält mir seinen Kopf entgegen, dann verlasse ich die Box und befestige den Anbindestrick an seiner offenen Boxentüre. Ist das geschehen stapft Marfim schon alleine aus seiner Box und "parkt" sich am Putzplatz ein, ich brauche nur mehr die Stricke am Halfter festmachen.

Hufeauskratzen geht auch von alleine, eine kleine Berührung meines Zeigefingers am Bein genügt und M. hält das Bein solange frei in der Luft - ich halte nur meine Hand etwas unterstützend am Huf - um den Druck des Hufräumers etwas auszugleichen, bis ich fertig bin. Das Putzen genießt er in vollen Zügen, an seinen Lieblingsstellen drückt er sich genußvoll gegen meine Putzbewegungen, kratze ich ihn dann an juckenden Stellen, wird sein Hals länger und länger, das Maul öffnet sich und die Unterlippe hängt lose nach unten, manchmal zuckt sie auch dabei. Er bekommt einen ganz verklärten Blick und  möchte, daß man gar nicht mehr damit aufhört. Er ist ein richtiger Genußspecht.

Wenn ich ihm den Kopf putze muß ich ihm genau sagen, welcher Teil angesagt ist. "Augen putzen" ist das Wort, den Kopf zu mir runter zunehmen und total ruhig zu halten. Nach dem Sandbad in der Reitbahn, das er mit Begeisterung jeden Tag zelebriert und sich dabei ausgiebig den Kopf im Sand reibt, schaut er dementsprechend aus und ich muß dann ganz vorsichtig jedes Sandkörnchen aus seinen Lidspalten und Wimpern raus "kletzeln" wie man bei uns in Österreich so schön sagt. Das Stillhalten funktioniert wirklich gut mit dem Kommando.
Die Nüstern und das Maul reinige ich auf die gleiche Art und Weise. Auch Mähne und Schweif darf ich wieder entwirren und schön glatt bürsten.

Marfim liebt es gerade in Zeiten des Fellwechsels, wenn ich ihn mit dem Lavastein, der ja ganz porös ist und das einzige Mittel einen Schimmel weiß zu bekommen, "rubble", damit gehen alle losen Haare ab. Nebenbei verschwinden die gelben Flecken auf wunderbare Weise. Auf der Stirn liebt er es besonders und streckt mir seinen Kopf entgegen. Auch rund um die Ohren und - welch ein Genußspecht - in den Ohren drinnen, ja da juckt es besonders und die Hufe sind doch ein bißchen zu groß um darin selber herumzukratzen. Anschließend wird dann wild der Kopf geschüttelt, um mir schnell noch einmal die Ohren hinzuhalten. Bitte nochmals kratzen! Marfim hat in den Ohren leider nur ganz wenig Haare, sodaß das Kribbelgetier leichtes Spiel hat und ich ihn deshalb auf die Koppel nur mit Fliegenhaube gebe. Tue ich das nicht, hat er nachher blutige Ohrmuscheln von den saugenden Viechern.
Auch oben an der Schweifrübe ist so eine Stelle, die er schwer erreichen kann. Seit ich die immer gut mit dem Lavastein bearbeite habe ich auch kein Problem mehr mit "Schweifwetzen".

Gehe ich auf die andere Seite oder möchte ich, daß Marfim einen Schritt zur Seite, nach vorne oder zurück macht, brauche ich nur ein kurzes Kommando, oder einen kleinen Schnalzer mit der Zunge geben - kein Berühren, Geschiebe, Gedrücke oder dergleichen, was man meist bei den Leuten sieht - und er tritt zur Seite. Marfim ist immer auf mich fixiert und paßt auf, was ich von ihm möchte. Wir zelebrieren ein "Miteinander" nicht ein Gegeneinander.

Beende ich dann das Putzritual nimmt er meine Hand ganz zart mit den Lippen und hält sie fest. Er streckt dabei die Zunge zwischen die Zähne um mir ja nicht unabsichtlich weh zu tun. Die Worte "Lieb sein" sind das Zeichen dafür.

So wie viele Pferde liebt Marfim "Leckerlis". Zucker gibt es bei mir nicht, da ich der Meinung bin, daß der nicht gesund ist. Ich kaufe gerne von Kanne die Enzym-Ferment-Energiebarren® aus vergorenem Weizen, Roggen und Hafer. Diese kleinen "Kekse" schmecken nicht nur Pferden und Hunden, sondern auch mir. Um nun an diese Leckereien zu kommen kramt Marfim ein paar Tricks und Kunststückchen aus, die er gelernt hat. Ja sagen, Nein sagen, Grüß Gott und Bitte sagen. 
Karotten sind sein absolutes Lieblingsgemüse. Für Karotten macht er alles. Nehme ich ein Stückchen Karotte zwischen meine Zähne kommt er ganz zart, bläst mir ins Gesicht und nimmt ganz vorsichtig - nur mit den nach vorne gestreckten Lippen - das Karottenstück von mir. Er wird dabei nie aufdringlich - nein er BITTET nur um die Leckerei. Freunde, die ihm hin und wieder ein Stückchen zustecken, werden gleich von Weitem erkannt und schnurstracks drauf zugehalten. Anfangs bat ich alle ihm nichts zu geben, noch dazu, weil er Hengst ist, aber der eine oder andere hielt sich nicht daran und Marfim erzählte mir ganz genau, wer diese Personen waren.

Marfim ist ein absoluter Gentleman, zeigt mir aber genau was er mag und was er nicht so mag. Manchmal wird er zum Hengst, doch diese kurzen Momente sind genau so schnell wieder vorbei - ich merke dann nur, daß ich 500 kg Pferd und keinen Schoßhund vor mir habe.














Sonntag, 8. April 2012

Stierkampfspiele

Sonntag, 2. Jänner 2011

Heute war wieder mal Reit-Pausetag angesagt. Die halbe Stunde obligatorischen Schritt ohne Sattel nur mit Kappzaum und Zügel. Bin ein bißchen um die Halle geritten, aber dann drinnen, weil es draußen überall eisig ist. Der Winter kann es heuer. Dann ritt ich zur Schulhalle, ja sie war frei. Super. Ich hab Dich ausgezogen, den Kappzaum runter, vorsorglich habe ich ein Halfter noch draufgehabt, und dann frei gelassen. Zuerst hast Du Dich gewälzt, dann die Halle geruchlich inspiziert nochmals gewälzt. Dann bist Du dagestanden, etwas fade und hast nicht gewußt was Du tun sollst. Da bin ich ein Stück in Deine Richtung gegangen und habe Dich gefragt, ob Du spielen möchtest. Haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Früher, ja früher hattest Du oft Lust zum spielen, in letzter Zeit – auch mit den körperlichen Beschwerden – bist Du viel ruhiger geworden. Na ja und auch etwas älter. Heuer wirst Du schon 18. Erschreckend wie schnell die Zeit vergeht. Aber wir haben das verflixte 6. Jahr gut hinüber gebracht. Das verflixte 6. Jahr, in dem meine beiden Vorgängerpferde immer aus dem Leben scheiden mußten. Gott sei Dank, das verflixte 6. Jahr ist gut vorüber gegangen.
Ich habe also Anstalten gemacht, den Stier zu spielen. Dabei muß ich etwas in Deine Richtung hüpfen, laufen, mich etwas bücken, ja und manchmal halte ich meine Hände am Kopf, so wie Hörner. Heute hast Du JA gesagst, JA spielen wir. Du galoppierst auf mich los, um im letzten Moment seitlich auszuweichen,  galoppierst dann weiter bis ans Ende der Halle. Die  ist ca. 50 m lang, da kommt schon etwas Speed auf. Am Ende der Halle drehst Du ab, viel Druck kommt auf Deine Hinterbeine. Den kompensierst Du mit buckeln und springst mit der Hinterhand ganz in die Höhe. Dabei läßt Du die Beine aber angezogen, als wüßtest Du ganz genau, daß Du Deine Knie schonen mußt. Dann bleibst Du stehen, drehst Dich sofort wieder mit der Hinterhand zur Bande und schaust mich frontal an. Anfangs wußte ich nicht was diese Aktionen sollen, bis ich, ja bis ich einen Stierkampf im Fernsehen gesehen habe. Das sind genau dieselben Abläufe. Der Reiter steht an der Bande, und wenn der Stier angreift, sprintet das Pferd los – ganz knapp an den Stier heran, damit der Reiter die Banderilos setzen kann. Dann im selben Moment weicht das Pferd aus und galoppiert schnell davon. Genau diese Abläufe hast du noch im Gedächtnis, warst ja einige Jahre als Stierkampfpferd eingesetzt. Ich laufe also wieder, auch Du sprintest los, auf mich zu, um wieder im letzten Moment an mir vorbei zurennen, zu buckeln, die Energie in der Höhe los zu werden. Was für ein Spaß! Ich bin glücklich, Du bist glücklich. Ich freue mich so sehr, wenn Du Lebensfreude zeigst, wenn es Dir gut geht. Sternchen spritzen aus Deinen Augen. Mehrere Male spielen wir dieses Spiel. Volles Tempo galoppierst Du durch die Halle, zeigst all Deine Kraft und Energie. Hoch hebst Du die Beine, hoch den Kopf, die Mähne fliegt, die Augen leuchten. Ich freue mich mit Dir, ich freue mich so sehr. Danke Marfim.