Sonntag, 8. April 2012

Stierkampfspiele

Sonntag, 2. Jänner 2011

Heute war wieder mal Reit-Pausetag angesagt. Die halbe Stunde obligatorischen Schritt ohne Sattel nur mit Kappzaum und Zügel. Bin ein bißchen um die Halle geritten, aber dann drinnen, weil es draußen überall eisig ist. Der Winter kann es heuer. Dann ritt ich zur Schulhalle, ja sie war frei. Super. Ich hab Dich ausgezogen, den Kappzaum runter, vorsorglich habe ich ein Halfter noch draufgehabt, und dann frei gelassen. Zuerst hast Du Dich gewälzt, dann die Halle geruchlich inspiziert nochmals gewälzt. Dann bist Du dagestanden, etwas fade und hast nicht gewußt was Du tun sollst. Da bin ich ein Stück in Deine Richtung gegangen und habe Dich gefragt, ob Du spielen möchtest. Haben wir schon lange nicht mehr gemacht. Früher, ja früher hattest Du oft Lust zum spielen, in letzter Zeit – auch mit den körperlichen Beschwerden – bist Du viel ruhiger geworden. Na ja und auch etwas älter. Heuer wirst Du schon 18. Erschreckend wie schnell die Zeit vergeht. Aber wir haben das verflixte 6. Jahr gut hinüber gebracht. Das verflixte 6. Jahr, in dem meine beiden Vorgängerpferde immer aus dem Leben scheiden mußten. Gott sei Dank, das verflixte 6. Jahr ist gut vorüber gegangen.
Ich habe also Anstalten gemacht, den Stier zu spielen. Dabei muß ich etwas in Deine Richtung hüpfen, laufen, mich etwas bücken, ja und manchmal halte ich meine Hände am Kopf, so wie Hörner. Heute hast Du JA gesagst, JA spielen wir. Du galoppierst auf mich los, um im letzten Moment seitlich auszuweichen,  galoppierst dann weiter bis ans Ende der Halle. Die  ist ca. 50 m lang, da kommt schon etwas Speed auf. Am Ende der Halle drehst Du ab, viel Druck kommt auf Deine Hinterbeine. Den kompensierst Du mit buckeln und springst mit der Hinterhand ganz in die Höhe. Dabei läßt Du die Beine aber angezogen, als wüßtest Du ganz genau, daß Du Deine Knie schonen mußt. Dann bleibst Du stehen, drehst Dich sofort wieder mit der Hinterhand zur Bande und schaust mich frontal an. Anfangs wußte ich nicht was diese Aktionen sollen, bis ich, ja bis ich einen Stierkampf im Fernsehen gesehen habe. Das sind genau dieselben Abläufe. Der Reiter steht an der Bande, und wenn der Stier angreift, sprintet das Pferd los – ganz knapp an den Stier heran, damit der Reiter die Banderilos setzen kann. Dann im selben Moment weicht das Pferd aus und galoppiert schnell davon. Genau diese Abläufe hast du noch im Gedächtnis, warst ja einige Jahre als Stierkampfpferd eingesetzt. Ich laufe also wieder, auch Du sprintest los, auf mich zu, um wieder im letzten Moment an mir vorbei zurennen, zu buckeln, die Energie in der Höhe los zu werden. Was für ein Spaß! Ich bin glücklich, Du bist glücklich. Ich freue mich so sehr, wenn Du Lebensfreude zeigst, wenn es Dir gut geht. Sternchen spritzen aus Deinen Augen. Mehrere Male spielen wir dieses Spiel. Volles Tempo galoppierst Du durch die Halle, zeigst all Deine Kraft und Energie. Hoch hebst Du die Beine, hoch den Kopf, die Mähne fliegt, die Augen leuchten. Ich freue mich mit Dir, ich freue mich so sehr. Danke Marfim.

 




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