Sonntag, 13. April 2014

Reiten in absoluter Harmonie

Heute war wieder einmal so ein Tag, so ein Tag, die jetzt immer häufiger werden, die schon fast alltäglich sind, und doch so wunderbar, so einzigartig. Marfim, mein 21 jähriger Lusitanohengst ist im Herzen ein ganz ganz Großer, ein Pferd, eine alte Seele mit einem fast überirdischen Wesen, ein junges, aber gezügeltes Temperament, der immer sein Allerbestes gibt, der mit mir harmoniert, jede Sekunde bereit für uns, für unseren gemeinsamen Tanz. Der Tanz EINES Lebewesens, eine Einheit, ein Gedanke, ein Tun.

Wie sehr liebe ich das Gefühl des nach oben aufgewölbten, schwingenden Rückens, das sehr tätige aktive Hinterbein und die erhabene, kadenzierte Vorhand. Die Leichtigkeit in der Hand, der die Zügelverbindung nur als Taktstock eines Dirigenten gleichkommt.

Im Schritt am langen Zügel das lange Dehnen des Halses in ein vorwärts-abwärts immer als Belohnung nach einer Lektion, er genießt es, er weiß es zu schätzen.

Eine Drehung im Oberkörper nach innen, der äußere Zügel begrenzt die Schulter, eine gute Längsbiegung und schon hole ich im Schulterherein sein inneres Hinterbein,



im Kruppeherein reagiert er sofort auf meine nach vor kommende Hüfte mit dem äußeren Hinterbein - schön hin zum Schwerpunkt, so soll es sein. Fließende Traversalen, wie leicht gelingen diese Übungen.














Aus dem kadenzierten versammelten Trab entlädt sich seine Energie durch eine kleine Beckenbewegung meinerseits in eine hoch-weite Aktion zum Mitteltrab. So viele Jahre "bohrte" er in den Boden, aber jetzt zeigt er eine raumgreifende Manier.


Ein Druck auf den Bügel, ein umschließender Schenkel und weiter gehts in die Passage, keine Beinhebepassage, sondern eine wundervolle Rückenschwungpassage. Hoch und nieder, ganz still sitze ich, um ihn ja nicht zu stören.


Seine absolut beste Gangart ist aber der Galopp, ein bodenverachtender Galopp, hoch hebt er die Vorhand und sehr hoch die Hinterhand. Ich liebe es im sehr gesetzten, langsamen, ruhigen Galopp durch die Bahn zu reiten.



Eine kleine Drehung meines Oberkörpers und wir biegen auf eine immer kleiner werdende Tour, die bei einer Piourette endet. 1mal, 2mal, 3mal herum, es macht uns beiden viel Spaß.


Das Vor nach dieser hohen Versammlung in den verstärkten Galopp ist dann seine Belohnung. Wie liebt er das, die Hufe fliegen zu lassen. Am Ende der langen Seite mahne ich zum Einhalt und ganz ruhig mit einer halben Wendung galoppieren wir zurück, woher wir gerade gekommen sind.


Seine fliegenden Galoppwechsel sind das Allerbeste, eine Dressurreiterin, die uns mal beobachtete, meinte mal, da kriegst Du am Turnier eine glatte 9. Gut daß wir keine Turniere gehen, denn ohne Druck und Zwang, nur zum Spaß, macht es doch viel mehr Freude. Wir haben eine eigene Kommunikation für die Serienwechsel, die klappen bis zu den 2ern, und wenn ich mein Timing noch verbessern kann - wer weiß - vielleicht schaffen wir eines Tages noch die 1er.


Ein paar Piaffetritte, die sind nicht gerade unsere Stärke, aber Marfim bemüht sich redlich, und meist gelingen zwar nicht sehr hohe, aber doch diagonale Tritte.



Zum Abschluß darf Marfim seine Lieblingslektion zeigen - den span. Schritt. Den kann er meisterlich. Ganz langsam hebt er hoch und weit die Vorderbeine, dabei treten die Hinterbeine schön regelmäßig nach.


Er weiß, damit ist die Reitstunde abgeschlossen und ab gehts zum Wälzen im Sand
und anschließenden Koppelgang. Grünes Gras ist halt noch immer das Allerbeste und man kann es richtig sehen, wie sehr es ihm schmeckt. Sehr zufrieden mit sich und der Welt mampft er ruhig vor sich hin.


Mein Trainer von der span. Hofreitschule, dem ich auch sehr viel verdanke, meinte beim letzten Kurs, "Na der bewegt sich aber nicht wie ein 21jähriger". Er schätzt ihn auch sehr und seinen immer bereiten Willen zu arbeiten.

Besonders danken möchte ich Andrea einer ganz tollen sehr einfühlsamen Dressurreiterin und Bernhard ihrem Mann. Die beiden inspirieren mich in einer Art und Weise wie ich es mir immer schon gewünscht habe, unterstützen mich und zeigen mir den Weg, den ich immer gesucht habe.

Mein Herz schlägt sosehr für diesen Hengst, der mein absolutes Lebenspferd geworden ist, ich liebe ihn wie mein eigenes Leben und hoffe daß wir noch recht lange gemeinsam tanzen dürfen.

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