Montag, 17. Oktober 2011

Mein schönstes Weihnachtsgeschenk


25.12.2005
Eigentlich wollte ich heute zu Hause bleiben, seit langem ein Tag ohne zu dir, Marfim zu fahren. Lea, eine gute Bekannte würde für dich sorgen und dich bewegen. Irgendwie paßte es aber nicht, ich rief Lea an und verlegte meinen freien Pferdetag auf morgen. Irgendwie zog es mich heute total zu dir. Alles war wie immer, nichts Ungewöhnliches. Ich machte all die Routinearbeiten wie ausmisten, putzen und satteln. Beim Reiten deutete nichts auf etwas außergewöhnliches hin, das heute noch passieren sollte. Du warst wie in den letzten Tagen, nicht wirklich gut, aber auch nicht wirklich schlecht. Ausgenommen der Galopp, der in letzter Zeit konstant besser wurde. Ich konnte dich jetzt setzen, und der Widerrist kam hoch. Am Stundenende wollte ich noch einen Mitteltrab auf der Diagonalen reiten, um am Ende stark zu verkürzen bis zur Piaffe. Ich schickte dich los, du tratest gut an. Gegen Ende der Diagonalen setzte ich mich tief in den Sattel, legte meine Schenkel zurück. Ich dachte nur ans Setzen und Verkürzen. Du kamst zurück, doch anstatt in die Piaffe zu gehen passagiertest du los. Ich war perplex und total baff. Ich ließ die Zügel los, ein Freudenschrei kam über meine Lippen, und ich tätschelte deinen Hals. Jetzt wollte ich es wissen. War es Zufall, oder konnte ich noch einmal die Passage abrufen. Wieder ging ich auf die Diagonale, verstärkte die Trabtritte, wieder nahm ich stark auf, versuchte dich zu setzen, und tatsächlich, du schenkst mir wieder Passagetritte. Überglücklich, wie man nur sein kann, wenn man nach 1 ¾ Jahren fast nicht mehr daran denkt, es zu schaffen, zeigst du mir, daß du es kannst. Heute schenkst du mir dieses wunderbare Gefühl, wenn der Spannungsbogen Rücken in Schwingung kommt, und man dieses sanfte nach oben und unten bringen spürt. Eine Elegance der Bewegung und die feine Kommunikation zwischen zwei Körper. Deine stolze Präsentation, die Selbstbewußtheit und Zufriedenheit ausdrückt.
Vor lauter Glück meinte ich zu zerspringen, ich umarmte meinen Schatz, flüstere ihm Koseworte ins Ohr und streichelte immer wieder seinen Hals.
Ich wollte mein Glück unbedingt mit jemanden teilen. Mir fiel Conny, eine liebe Freundin, die auch auf der Anlage einen wunderbaren Painthengst stehen hat, ein und ich rief sie an. Ich erzählte ihr was passiert war, und sie wollte gleich kommen. Sie bat mich es ihr zu zeigen. Kurz darauf betraten Conny und auch eine gemeinsame Reitkollegin - Betty die Reithalle. Ich war inzwischen Schritt am langen Zügel gegangen. Noch einmal nahm ich die Zügel auf ging auf eine Schlangentour in 3 Bögen, um ihn wieder an die Hilfen zu bekommen. Er bot wieder die Passage an, doch ich forcierte sie nicht. Am Ende der Diagonalen wollte ich wie vorher, doch ich zollte dem Vorführeffekt Tribut. Ich meinte zu den beiden, es geht nicht mehr, doch Marfim wollte es den beiden dann doch noch ein paar Tritte zeigen.
Marfim lehrt mich Geduld zu haben, keinen Druck mir und ihm zu machen, mein Ego hintanzustellen. Ich dachte in den letzten Wochen zwar immer wieder an die Passage, ohne dabei aber innerlich einen Zwang zu spüren. Er lehrte und lehrt mich das Reiten nicht als Selbstzweck zu sehen, sondern das Eingehen auf den anderen, das Fühlen der Seelen, die Harmonie und als Geschenk das Einssein. Diese Harmonie kann man nicht bei Trainern lernen, man kann sie nicht wie Lektionen üben, nein diese Harmonie muß wachsen und gedeihen, man muß sich auf den anderen einlassen. Einlassen, mit allen Empfindungen, mit allem spüren, mit allen Gedanken, nicht nur die Zeit, wenn man oben sitzt.
Marfim zeigte mir schon so viel, zeigte mir schon oft seine Seele, wie beim 1. span. Schritt an der Hand, später unterm Sattel, die Piaffe, den gesetzten Galopp, und jetzt die Passage. Wie sehr liebe ich ihn dafür. Auch daß er immer wieder Geduld mit meinen Unzulänglichkeiten zeigt.
Ich freue mich auf noch hoffentlich viele harmonische Stunden mit dir.
Harmonie mit meinem Schatz


1 Kommentar:

  1. Ja, Ja, - die Geschenke der Pferde sind nicht zum "Vorführen" gedacht, - die schönsten Geschenke bekommt man immer, wenn man geistig ganz bei ihnen ist und nicht den Satz im Kopf hat: "Guck mal liebe Stallkollegin, wie toll mein Pferd jetzt geht!" Das Geschenk ist für dich und nur für dich bestimmt!
    Helga

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